Freitag, 17. Mai 2013

R.I.P. Bailey - The best rat in the world we could have wished for

"You'll live to dance another day,
It's just now you'll have to dance,
For the two of us, so stop looking so damn depressed
And sing with all your heart that the Queen is dead"
(Frank Turner - Long Live the Queen)

BAILEY - In Loving Memory
14.04.2011 - 17.05.2013

Jetzt kommt der bisher traurigste Eintrag in diesem Blog. Menschen, denen etwas an ihren Tieren liegt, werden verstehen, warum ich so ein Tamtam um meine geliebte Ratte mache.

Man erinnert sich vielleicht an damals...

Ich hab mir vor zwei Jahren zwei süße, etwa 8 Wochen alte Ratten geholt. Ich hab die schwarze Bailey und die zweifarbige Ratte Eric (inzwischen zu Mops umgetauft) genannt. Leider kam jetzt nach nur 2 Jahren einem Monat und drei Tagen das traurige Ende für die wohl beste Ratte, die ich mir hätte wünschen können. Aber fangen wir von vorne an, denn das hier wird mehr ein Lebensbericht über das Leben von Bailey, was mir hoffentlich ein wenig über die Trauerphase hinweg hilft.

Als die beiden noch ganz jung waren, war Bailey immer extrem scheu, hat sich ungern auf die Hand nehmen lassen und hat auch mal geknappt, wenn es ihr zu bunt wurde.
Mit der Zeit hat sie mir dann immer mehr vertraut, war aber doch meist noch etwas zögerlich. Sie wurde neugieriger und rannte gern mal eine ganze Stunde auf der Couch rum, bis sie so müde war, dass sie einfach neben dem Mops eingeschlafen ist. Manchmal auch direkt bei mir.
Als ich dann mit meinem Freund zusammenkam, hat Bailey ihn auch sofort ins Herz geschlossen: Er war der einzige bei dem sie einfach ruhig auf dem Schoß saß und sich hat streicheln lassen. Mein Freund hat sich dann auch sofort einen Käfig gekauft, damit wir keine Probleme mit den Ratten haben, wenn ich mal längere Zeit bei ihm sein wollte. Und da ich in Saarbrücken studiert habe für ein Semester und fast jedes Wochenende (nein eigentlich jedes) bei ihm sein wollte und die Ratten nicht allein lassen wollte, war das die ideale Lösung.
Bei ihm haben wir dann auch festgestellt, dass Bailey ein Faible für Französisch hat oder für die Bibel. Wir sind uns da noch nicht ganz sicher.

Leider war sie leicht stressanfällig. Man konnte sie in der Zeit sehr leicht erschrecken. Man brauchte nur den Rollladen runterlassen, wenn sie nicht damit gerechnet hatte und schon rannte sie entweder zu mir oder zum Käfig und war für den restlichen Abend nicht mehr zu beruhigen.
Das gab sich dann, als ich nach Hessen gezogen bin - in die Nähe von meinem Freund - und dessen Mutter leider anfing allergisch auf die Ratten zu reagieren. Aber dadurch bekamen sie ein festes Zuhause und beide wurden zusehends entspannter. Bailey hatte in der stressigen Phase gerne mal geknappt - teils auch ohne richtigen Grund - , was sich dann aber vollkommen auflöste. Geknappt wurde nur noch, wenn Frauchen oder Herrchen nervig waren.
In dem letzten Sommer an den heißesten Tagen lagen die Ratten und ich in der Wohnung und streckten alle Viere von uns. Da kam mir die glorreiche - wie ich fand - Idee, in der Küche in die Spüle ein wenig kühles Wasser laufen zu lassen und die Ratten ein wenig abzukühlen. Es zeigte sich, dass sie weniger begeistert waren.
Inzwischen hatten wir uns angewöhnt, die Ratten abends rauszuholen und dabei gemütlich ein paar Folgen von irgendeiner Serie zu gucken. Oder wir zockten und die Ratten lagen neben uns auf der Couch oder rannten ein wenig rum.
Anfang des Jahres stellten wir dann leider eine Beule an Baileys linker Seite hinter dem Hinterbein fest. Ich hab an dem Abend Rotz und Wasser geheult. Es sollte sich zeigen, dass es nicht da letzte Mal bleiben sollte.

She said "I know I'm dying,
But I'm not finished just yet,
I am dying for a drink and for a cigarette"
(Frank Turner - Long Live the Queen)

Ich bin dann mit ihr und dem Mops zum Tierarzt gefahren, als die Beule nach drei Tagen nicht von allein verschwand. Der meinte, entweder Krebs oder eine Entzündung der Lymphdrüsen. Er schlug vor zu operieren, sollte es nicht besser werden, aber ich hab die Wahrscheinlichkeiten abgewogen:
      - Sollte sie operiert werden, wie teuer wird es, wie stressig wird es für sie davor und danach und wieviel länger hätte sie dann tatsächlich zu leben?
      - Operiere ich sie nicht, wie lange hat sie dann noch, quält sie sich?
Ich beschloss abzuwarten, nicht zu operieren und sie zu erlösen, sobald es nötig werden würde. Die Beule wuchs zwar aber nicht allzu schnell. Letzten Endes war es nicht diese Beule, die uns dazu gebracht hat, den letzten Schritt zu tun.
Bailey verhielt sich wie immer: Sie versteckte ihr Futter und das vom Mops meist dazu, kloppte gelegentlich den Mops durch den Käfig, wenn diese irgendwas von dem Futter gefunden hatte und sie war super reinlich wie immer.
Wir fanden heraus, dass sie mehr der Fan von herzhaften war, als der Mops das Süßmaul. Leibspeise: Pizzakruste.
So lebten wir vor uns hin. Einmal die Woche gab's lecker Pizzakruste und Jogurt. Alle waren glücklich. Bis vor anderthalb Wochen. Da stellte ich eine Beule an ihrem Hinterteil fest. Ich hoffte inständig, dass es nichts Schlimmes wäre und es von allein weggehen würde, aber der Gang zum Tierarzt blieb uns nicht erspart. Da der Mops wenige Wochen zuvor mindestens einen Schlaganfall hatte und sich gerade erst wieder richtig erholte, blieb sie zu Hause, zumal sie Tierärzte nicht unbedingt mochte. Leider hatte der Tierarzt an dem Brückentag geschlossen. Mein Freund machte sich die Hoffnung, dass das ein Zeichen war. Aber abends roch sie dann unangenehm.

"Today we hear the news
Of things had changed and far to soon
tell me it's not true
Today I'm coming home"
(Authority Zero - Today We Heard the News)

Der Tierarzt sah sie sich an und zeigte uns, dass sie aus der Scheide eiterte. Die Beule war inzwischen ziemlich groß geworden und er konnte nicht abschätzen, ob der Krebs bereits den Darm abklemmte oder nicht. Er gab sie uns noch einmal mit und sagte, wir sollten darauf achten, ob sich ihr Verhalten ändert und ob sie Kot absetzen kann. Wir waren einigermaßen am Boden zerstört, denn, während der Mops mit Keksen käuflich war, ging es bei Bailey nicht so einfach, von ihr ins Herz geschlossen zu werden. Das war am Mittwoch. Ich redete mit meinen Eltern darüber und letzten Endes hatten sie recht. Dieses Wochenende ist ein verlängertes. Nottierärzte kosten wesentlich mehr Geld und wollten wir wirklich warten, bis sie tatsächlich richtig Schmerzen hat? Der Tierarzt hatte ihr noch ein paar Tage bis zu einer Woche gegeben. Donnerstagabend fällte ich dann die schlimmste Entscheidung, die ich bisher in meinem Leben fällen musste: Ich würde meine geliebte Ratte einschläfern lassen müssen.

"So I tried to think what Lex would want me to do
At times like this when I was feeling blue
So I gathered up some friends to spread the sad sad news
And we headed to the City for a drink or two
And we sang"
(Frank Turner - Long Live the Queen)

Wir verbrachten den gestrigen Abend drei Stunden mit den Ratten auf der Couch. Bailey bekam seit Mittwochabend alles, was sie sich nur wünschen konnte: Eukalyptus Bonbons, Pizzakruste, Melone, Jogurt, Banane, Wurst und Unmengen an Keksen. Sie war extrem glücklich und schnatterte ständig vor sich hin, was das ganze nicht einfacher für uns machte, da wir wussten, was kommen würde. Wir streichelten sie, schmusten mit ihr und konzentrierten uns die letzte halbe Stunde nur noch auf sie. Beinahe wäre sie noch an einem Stück Pizzakruste erstickt. Nach drei Versuchen bekam ich es dank Klopfen wieder raus. Makaber... Wir wollten sie am liebsten gar nicht mehr in den Käfig lassen. Aber sie trank sowieso schon weniger als gut für sie war. Also spielte mein Freund ein letztes Mal für sie Flugzeug und 'flog' sie rüber zum Käfig, wo sie ihren Gute Nacht Keks bekam. Und danach noch zwei weitere...

Heute Morgen begrüßte ich schweren Herzens meine beiden Ratten und rief den Mops aus dem Häuschen. Sofort kam Bailey mit raus und holte sich glücklich ihren Guten Morgen Keks. Sie hatte mich fast so weit, den Tierarzt nur anzurufen, um nach den Nottierärzten für das Wochenende zu fragen, aber, selbst als ich es aussprach, wusste ich, dass es keine gute Idee war und im Grunde absolut egoistisch.
Also holte ich die Ratte aus dem Käfig und setzte sie in die Transportbox mit zwei Stücken Banane und einem Stück Keks. Sie war so aufgeregt, dass sie nichts davon gefressen hat. Auf dem Weg zum Tierarzt waren wir noch vergleichsweise ruhig und entspannt, aber kaum dass wir im Wartezimmer saßen und die Leute weg waren, die vor uns warteten, heulte ich los. Bailey schnatterte die ganze Zeit, während ich sie streichelte. Das brachte mich dazu noch mehr zu heulen. Als die Tierarzthelferin reinkam, war ich kaum zu beruhigen, aber erklärte dem Arzt, dass wir sie nicht länger quälen wollten, zumal uns aufgefallen war, dass der Tumor inzwischen so stark eiterte, dass es ständig rauskam und nicht nur bei Druck.
Er gab ihr dann eine Überdosis Narkosemittel mit einer Spritze ins Herz. Ich hatte nicht den Mumm sie selbst zu halten und bat die Tierarzthelferin. Bailey schrie vor Schmerzen und versuchte wegzulaufen. Mein Freund und ich hielten ihr die Finger hin, damit sie uns roch, sah und notfalls auch gerne beißen konnte. Sie biss nicht. Ich nahm sie sofort danach auf den Arm und ging mit ihr ins Wartezimmer, damit das Mittel wirken konnte. Als ich sie hochhob, versteiften sich ihr Vorderbeine, weil sie dagegen ankämpfte. Ich streichelte sie konstant zusammen mit meinem Freund. Als ich mich traute hinzugucken, stellte ich fest, dass sie nicht einmal mehr die Zeit gehabt hatte, die Augen zu schließen. Der Tierarzt bestätigte kurze Zeit später ihren Tod.
Unseren Plan, sie dort zu lassen, verwarfen wir. Wir nahmen sie mit und begruben sie an einer schönen Stelle zusammen mit einer von den Rattendecken, den Bananenstücken und dem Keks. Mein Freund legte noch ein Blümchen dazu und begrub sie.
Auf dem Rückweg heulten wir beide wie Schlosshunde. Innerlich verlangte eine Stimme ständig die Ratte zurück und ich sagte ständig, es sei unfair und dass ich sie lieb hab und es mir so unglaublich leid tut. Es scheint, dass man selbst mit 22 noch genauso wie mit 10 um ein geliebtes Tier trauert. Ich fing an, immer wieder zu sagen, dass ich sie schon vermisse und dass ich sofort meine Ratte wiederhaben möchte. Auch wenn ich weiß, dass das nicht geht, ich will sie immer noch zurück. Dieses Mal gesund und nicht so jung sterbend.
Heute hat es die ganze Zeit genieselt, nachdem wir sie begraben haben. Wir haben schon ein wenig witzeln können und gesagt, dass Bailey Gott gebissen hat, weil sie noch nicht so früh gehen wollte. Danach hat sie ihn vielleicht auf Französisch beleidigt... Wer weiß.

 "We live to dance another day,
It's just now we have to dance for one more of us,
So stop looking so damn depressed,
And sing with all our hearts, long live the Queen"
(Frank Turner - Long Live the Queen)

Das war die Geschichte (wahrscheinlich ungemein gekürzt) von unserer geliebten Ratte, Bailey. Die beste Ratte, die man sich nur wünschen kann und die viel zu früh gehen musste. Ich hab dich lieb, meine Süße. Ich vermisse dich. Der Mops sicherlich auch und B. sowieso. Ich hätte so gern mehr getan, aber es ging nicht. Es tut mir leid. Ich hoffe, du hast dort, wo du jetzt bist, ein wunderschönes Leben. Ich hab dich unendlich lieb.



In loving Memory of and dedication to the most wonderful rat who walked our Couch: BAILEY